Maße, Leder und Goldprägung
Das Lectionarium hat mit einer Größe von 24,2 x 34,9 cm das Format der früher möglichen großen Altarausgaben. Nur durch besondere Planung war es möglich, dieses Format überhaupt zu erreichen, d.h. über das heute eigentlich bedruckbare Papierformat noch ein wenig hinauszugehen. Als Papier wurde ein edles, elfenbeinfarbenes 100 gr/qm Werkdruckpapier verwendet.
Sollte für ein Lectionarium ein Ledereinband eigentlich selbstverständlich sein, so bedurfte es doch besonderer Anstrengungen, um dies so möglich zu machen. Doch bereiteten weniger die Größe des Buches und die damit verbundenen Kosten ernsthafte Schwierigkeiten. Das eigentliche Problem bilden die Farbe und die Musterung des Leders.
So bedarf es, um das Lectionarium auch an jenen Tagen problemlos verwenden zu können, an denen die liturgische Farbe nicht ‘Rot’ ist, unbedingt eines dunklen Rottons, andernfalls würde der Kontrast zu ‘Grün’ und besonders zu ‘Violett’ zu grell.
Um Bucheinbände herzustellen wird das in dünne Schichten gespaltene Leder heute wie früher eingefärbt. Wie man jedoch oft an den Ausgaben moderner liturgischer Bücher ersehen kann, halten die Hersteller solcher Ledermaterialien nur noch eine begrenzte Farbauswahl vor, für Missalien etc. gibt es praktisch nur noch einen hellen Rotton, der weltweit nahezu einheitlich ist. Dieses helle Rot eignet sich jedoch im Hinblick auf den Kontrast nicht für Lektionare und Missalien (s.o.). Es bedurfte wochenlanger Anstrengungen, um eine Ledermanufaktur zu finden, die das Leder auf unseren Wunsch hin in einem so dunklen Rot einfärbte wie es auch früher üblich war.
Ein zweites Problem der heutigen Ledereinbände ist, dass die dünnen Spaltlederschichten keine Oberflächenstruktur aufweisen. Eine solche Struktur hat natürlich nur die oberste Lederschicht, die für Bucheinbände i.d.R. viel zu teuer ist. Moderne Ledereinbände wirken daher oft künstlich, da ihnen die natürliche Maserung des Leders gänzlich fehlt.
Durch eine aufwendige Behandlung der Oberfläche können Ledermanufakturen jedoch - wie früher - auch den unteren Lederschichten eine Maserung geben. So wurde das Leder für dieses Lectionarium letztlich nicht nur hinsichtlich der Farbe, sondern auch im Bezug auf die Maserung nach einem alten Muster gefertigt.
Besonderer Erwähnung bedarf zudem das aufgeprägte Kreuz. Nur unzureichend können die wenigen Fotos auf dieser Seite die faszinierende Wirkung dieser Prägung andeuten. Durch die Enge der Linien, ihre Form und Führung wird das einfallende Licht beständig in verschiedenen Winkeln gebrochen. Es entsteht ein nahezu lebendiges Kreuz, das den Betrachter unwillkürlich in seinen Bann zieht. Damit beim Vortragen des Lectionariums die Haltung des Buches keine Rolle spielt und damit es in alle Blickrichtungen entsprechend wirkt, wurde das Kreuz wie üblich vorne und hinten aufgeprägt.