SECUNDUM MISSALE ROMANUM EX DECRETO SS. CONCILII TRIDENTINI RESTITUTUM SUMMORUM PONTIFICUM


Nach guter Tradition markierten liturgische Editionen zumeist die Höhepunkte der Buchkunst ihrer Zeit. In dieser Tradition wird mit der erstmaligen Edition eines Lektionars entsprechend den sog. 1962er Rubriken auch in unseren Tagen wieder ein solcher Höhepunkt erreicht. In vielen Punkten vereinigt diese Erstausgabe in sich das Beste, was heutzutage eine Fertigung in größerer Stückzahl überhaupt leisten kann. Wir sind stolz darauf, dass wir gemeinsam mit unserem wichtigsten Partner für die äußere Gestaltung - dem Buchbinder - auch schwierige Hindernisse überwinden konnten und sogar in einem Detail eine neue, wegweisende Lösung präsentieren können.

Maße, Leder und Goldprägung

Das Lectionarium hat mit einer Größe von 24,2 x 34,9 cm das Format der früher möglichen großen Altarausgaben. Nur durch besondere Planung war es möglich, dieses Format überhaupt zu erreichen, d.h. über das heute eigentlich bedruckbare Papierformat noch ein wenig hinauszugehen. Als Papier wurde ein edles, elfenbeinfarbenes 100 gr/qm Werkdruckpapier verwendet.

Sollte für ein Lectionarium ein Ledereinband eigentlich selbstverständlich sein, so bedurfte es doch besonderer Anstrengungen, um dies so möglich zu machen. Doch bereiteten weniger die Größe des Buches und die damit verbundenen Kosten ernsthafte Schwierigkeiten. Das eigentliche Problem bilden die Farbe und die Musterung des Leders.

So bedarf es, um das Lectionarium auch an jenen Tagen problemlos verwenden zu können, an denen die liturgische Farbe nicht ‘Rot’ ist, unbedingt eines dunklen Rottons, andernfalls würde der Kontrast zu ‘Grün’ und besonders zu ‘Violett’ zu grell.

Um Bucheinbände herzustellen wird das in dünne Schichten gespaltene Leder heute wie früher eingefärbt. Wie man jedoch oft an den Ausgaben moderner liturgischer Bücher ersehen kann, halten die Hersteller solcher Ledermaterialien nur noch eine begrenzte Farbauswahl vor, für Missalien etc. gibt es praktisch nur noch einen hellen Rotton, der weltweit nahezu einheitlich ist. Dieses helle Rot eignet sich jedoch im Hinblick auf den Kontrast nicht für Lektionare und Missalien (s.o.). Es bedurfte wochenlanger Anstrengungen, um eine Ledermanufaktur zu finden, die das Leder auf unseren Wunsch hin in einem so dunklen Rot einfärbte wie es auch früher üblich war.

Ein zweites Problem der heutigen Ledereinbände ist, dass die dünnen Spaltlederschichten keine Oberflächenstruktur aufweisen. Eine solche Struktur hat natürlich nur die oberste Lederschicht, die für Bucheinbände i.d.R. viel zu teuer ist. Moderne Ledereinbände wirken daher oft künstlich, da ihnen die natürliche Maserung des Leders gänzlich fehlt.

Durch eine aufwendige Behandlung der Oberfläche können Ledermanufakturen jedoch - wie früher - auch den unteren Lederschichten eine Maserung geben. So wurde das Leder für dieses Lectionarium letztlich nicht nur hinsichtlich der Farbe, sondern auch im Bezug auf die Maserung nach einem alten Muster gefertigt.

Besonderer Erwähnung bedarf zudem das aufgeprägte Kreuz. Nur unzureichend können die wenigen Fotos auf dieser Seite die faszinierende Wirkung dieser Prägung andeuten. Durch die Enge der Linien, ihre Form und Führung wird das einfallende Licht beständig in verschiedenen Winkeln gebrochen. Es entsteht ein nahezu lebendiges Kreuz, das den Betrachter unwillkürlich in seinen Bann zieht. Damit beim Vortragen des Lectionariums die Haltung des Buches keine Rolle spielt und damit es in alle Blickrichtungen entsprechend wirkt, wurde das Kreuz wie üblich vorne und hinten aufgeprägt.

Verarbeitung und Haltbarkeit

Kritisch im Hinblick auf die Haltbarkeit liturgischer Bücher ist besonders die Frage der Aufhängung des Buchblocks in den Bucheinband: das sogenannte Innengelenk. Das Lectionarium ist mit seinen 350 Seiten deutlich dünner als ein Missale und der Buchblock daher wesentlich leichter. Dennoch entschieden wir uns - wie früher bei Missalien üblich - für eine Verstärkung des Innengelenks mit dem Leder des Einbands, um eine sehr stabile und langlebige Bindung zu erreichen.

Auf dem Bild zu hell erscheinen die Vorsatzpapiere, sie sind ebenfalls elfenbeinfarben, passend zum Inhaltspapier des Buches. Andeutungsweise scheinen unten die eigens weinrot-goldenen Kapitalbänder und der Goldschnitt auf, der alle drei Seiten des Buchblocks ziert.

Zeichenbänder

Standard bei der Ausstattung alter Messbuchausgaben und anderer Luxusausgaben liturgischer Bücher ist eine besondere Konstruktion der Anbringung bzw. des Aufbaus der Zeichenbänder.

Würde man nur ein breites Band verwenden, würde sich dieses bei der 90-Graddrehung zwischen die Seiten hinein, regelmäßig verdrehen und durch Knicke und die damit verbundene Dicke auf Dauer den Buchblock beschädigen. Daher wird für den Anfang des Zeichenbandes ein dünnes Bändchen gewählt, das dann weiter unten mit einem breiten Zeichenband verbunden wird. Diese Verbindung bestand bzw. besteht üblicherweise darin, dass das breite Band oben auf beiden Seiten zu einer Spitze eingefaltet wird und beim Verkleben oder Vernähen dieser Spitze das dünne Band in der Mitte befestigt wird. Der Nachteil dieses Verfahrens besteht darin, dass auch diese Spitze wiederum relativ dick ist und so nicht nur zu Druckstellen im Buch, sondern auch zu einem erhöhten Druck auf den vernähten Buchrücken führt.

Zwar ist dieses Problem bei einem Lektionar aufgrund der geringen Seitenzahl und nur zweier Zeichenbänder nicht gravierend, aber der Erfahrung und Findigkeit des Buch binders verdanken wir nun eine Lösung, die diese potentielle Schwachstelle nicht nur für das Buch schonender, sondern auch eleganter löst. Wie auf dem Bild zu sehen, wurde das breite Band oben mit einem schmalen Lederende versehen, das in seiner Mitte durch ein kleines Loch die Verbindung zum schmalen Zeichenband herstellt. Diese Lederenden, oben wie unten am Zeichenband, verhindern zudem ein Ausfransen der beiden edlen Satinbänder.